Schulgarten

Ein Beet voller Erdbeeren, auf dem nächsten nur eine Zucchinipflanze, das nächste ist vorbildlich im "Square Foot Gardening" Konzept bepflanzt und neben dem Pizzabeet, wo man nur Tomaten, Basilikum und Oregano findet, liegt eins in voller Unkrautblüte. Jedes Beet ist so individuell, wie das Kind, was sich um ihn kümmert. Natur und Umwelt erleben, begreifen und lernen, kommt vor Begeisterung, Wertschätzung und Liebe.  

Hat man die Zucchini Pflanze aus eigenem Samen auf der Fensterbank angezogen, um sie dann zum richtigen Zeitpunkt in seinen Garten zu setzen, schmeckt die Frucht viel besser als eine Gekaufte und man überlegt es sich zweimal, ob man es nach der Ernte im Kühlschrank gammeln lässt. Kann man beobachten wie Wildbienen die Erbsenblüten anfliegen und damit für einen Pollenaustausch sorgen, erahnt man ganz schnell die Notwendigkeit eines Insektenhotels. 

Erlebt man die Wichtigkeit von Regenwürmern und Kleinstlebewesen im Boden, erkennt man den Schaden, den selbst eine achtlos hingeworfene Zigarettenkippe anrichtet. Inmitten eines naturnahen Nutzgartens erkennt man den Nutzen und den Sinn der natürlichen Vorgänge, in denen sich alles fügt und zusammen passt.

Kinder brauchen Gärten. Weißenfels hat viele freie Schrebergartenparzellen. Es ist eine sinnvolle Sache, wenn sich Kleingartenvereine ihren eigenen Nachwuchs heranziehen, um zu beweisen, dass Schrebergärten nichts Spießiges und Miefiges sind, sondern grüne Flecken, für Gemeinschaft und Begegnung. Zusammenhalt und auch Wettbewerb.

Es ist eine Bereicherung, wenn Schulen einen Kleingarten in unmittelbarer Nähe nutzen können. Der Weg ist nicht weit, es geht nicht viel Zeit verloren. Kinder, die im Garten an der frischen Luft tätig sind, sind ausgeglichener, ruhiger und können konzentrierter arbeiten.

Es ist eine Bereicherung, wenn junge Menschen einen Garten anlegen, erleben und pflegen

Kinder haben Lust auf Umweltthemen. Auf Nachhaltigkeit und auf Natur. Gerade in dieser Zeit hat sich ein ganz neues Umweltbewusstsein gebildet. Dazu gesellt sich leider die Ansicht, selber nur wenig tun zu können, wenn man nicht zu extremen Maßnahmen greifen will. Und bevor man das Falsche tut oder irgendwas, dass vermeintlich nicht sofort messbaren Nutzen bringt, lässt man es lieber bleiben. Manche sind auch der Ansicht, dass es viele Kosten mit sich bringt, etwas für den Umweltschutz oder Artenvielfalt zu tun. Aber dem ist nicht so. Im Gegenteil. Und um dieses nachhaltig zu vermitteln, sind Schulgärten notwendig.

Aus Platz und Zeitmangel gibt es an den meisten Schulen schon lange kein Schulgartenunterricht mehr. Und auf den sanierten Schulhöfen ist auch kein Platz dafür.

Dabei ist Schulgartenunterricht ein so wertvoller Beitrag zum Umweltschutz. Ein früh begriffenes und erlebtes Verständnis für die natürlichen Vorgänge und symbiotischen Zusammenhänge in einem Garten, helfen auch später noch, Entscheidungen zugunsten eines ökologischen Verhaltens zu treffen. Es ändert das Konsumverhalten, die Müllvermeidung und die allgemeine Einstellung zu Umweltthemen. Natur und Umwelt, nachhaltige Angewohnheiten und Respekt und Fürsorge, für Flora und Fauna, erlernt man nicht aus Büchern. Man muss es erleben und begreifen. Sehen, fühlen, schmecken und riechen. Man muss den Sinn für jede Maßnahme selber herausfinden. Erst sehen, dann einsehen.

Natürlich weiß jedes Kind, dass Kühe nicht lila sind und Tomaten nicht im Supermarkt wachsen. Dennoch fehlt oft der Bezug zu den elementarsten Dingen. Jedes Kind weiß, dass Pflanzen aus Samen wachsen. Aber selbst erleben zu dürfen, wie aus einem einzelnen Kern, der erst zwei Blätter aus der Erde schiebt, plötzlich eine Zucchini Schwemme entstehen kann, das kann man erst begreifen, wenn man es selbst erlebt hat.